Katarzyna STENCEL
Audit Supervisor bei RSM Poland

Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen nach IFRS 9, d.h. Hedge Accounting in Theorie und Praxis

Nach der Einleitung zum Thema Finanzinstrumente aufgrund des polnischen und internationalen Rechts, Vertiefung des Themas Klassifizierung und Bewertung von Anleihen, Analyse der erstmaligen Erfassung der Instrumente in den Buechern und ihre Klassifizierung gemaeß den neuen Leitlinien des IFRS 9 kommt jetzt die Zeit fuer Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen.

Wie Sie sich von uns ueberzeugen ließen, sind Finanzinstrumente ein unabdingbarer Bestandteil jeglicher Geschaeftstaetigkeit. Aufgrund ihres Charakters haengen diese Instrumente oft mit dem Zinssatzrisiko oder Fremdwaehrungsrisiko zusammen, die sich unmittelbar in dem Finanzergebnis des jeweiligen Unternehmens widerspiegeln. Fuer Identifizierung dieses Risikos, seine Messung, ueberwachung und Sicherung des Unternehmens gegen seine eventuellen Folgen ist die Geschaeftsleitung des Subjekts zustaendig. Die Gesellschaft, die auf Maximierung des Finanzergebnisses ausgerichtet ist, soll sich also dessen bewusst sein, wie wichtig die Risikomanagement-Politik in der Organisation ist.

Wann ist Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen anzuwenden?

Wie sieht das in Bezug auf Finanzinstrumente aus? Kann die Auswirkung der u.a. aufgrund der Marktturbulenzen veraenderlichen Zinssaetze und Waehrungskurse vollstaendig oder teilweise eingeschraenkt werden? Die Antwort auf diese Frage liefert Hedging, d.h. die Absicherung zur Kompensation der Auswirkung der Veraenderlichkeit des Sicherungsinstruments auf das Finanzergebnis aufgrund der Auswirkung der aenderungen der beizulegenden Zeitwerte des Sicherungsinstruments durch ihre Gegenkontierung. Die Anwendung der Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen ist freiwillig und unter der Voraussetzung möglich, dass die jeweilige Sicherungsbeziehung klar bestimmt, messbar und tatsaechlich wirksam ist, was im weiteren Teil des Beitrags naeher angesprochen wird.

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Es ist zu betonen, dass mit dem Inkrafttreten des IFRS 9 auch die aenderungen im Bereich der Bilanzierung von Sicherungen eingefuehrt wurden. Sie gelten vor allem fuer diejenigen Bilanzposten und kuenftigen Geschaefte, die mehreren Risiken ausgesetzt sind. Ein Beispiel dafuer kann ein Kredit in Fremdwaehrung sein, der sowohl dem Zinssatzrisiko, als auch dem Fremdwaehrungsrisiko ausgesetzt ist, oder ein Geschaeft, wo das Warenrisiko und Fremdwaehrungsrisiko zusammen vorkommen. Eine Neuigkeit gegenueber den Regelungen des IAS 39 ist die Möglichkeit der Bestellung einer Sicherheitsbeziehung sowohl fuer nicht-derivative, als auch fuer derivative Instrumente, die zusammen einen aggregierten Posten ausmachen. Diese Lösung liegt naeher den Marktpraktiken, denn die Absicherung von zwei Risikoarten zu demselben Tag erfolgen soll.

Wie ist das Risiko abzusichern?

In Bezug auf das Risikomanagement soll man jedoch beachten, dass die Risikomanagementstrategie und die Risikomanagement-Zielsetzung zwei separate Begriffe sind, die voneinander zu unterscheiden sind.

Die Risikomanagementstrategie ist der Zielsetzung uebergeordnet, denn sie bestimmt, wie die Gesellschaft das Risiko verwaltet und sie identifiziert die Risiken, denen die Gesellschaft ausgesetzt ist sowie mögliche Reaktionen darauf. Im Rahmen der Strategie kann die Gesellschaft z.B. die Aufrechterhaltung einer höheren Verschuldung, als angenommen wurde, mit einem variablen Zinssatz festlegen.

Die Risikomanagement-Zielsetzung ist dagegen auf eine bestimmte Sicherungsbeziehung anzuwenden und bestimmt die Art und Weise der Anwendung des jeweiligen Sicherungsinstruments zur Absicherung des jeweiligen Grundgeschaefts gegen Aussetzung einem bestimmten Risiko. Ein Beispiel dafuer kann die Festlegung eines Waehrungs-Forwards als Sicherung fuer Fremdwaehrungsrisiko im Rahmen der in naechster Zeit abzuwickelnden Verkaufs sein.

Als Sicherungsinstrument kann ein derivatives Instrument festgelegt werden, ausgenommen manche ausgeuebten Optionen, sowie ein finanzieller Vermögenswert oder eine finanzielle Verbindlichkeit, die kein finanzieller Vermögenswert ist. Sein beizulegender Zeitwert bzw. die daraus resultierenden Cash-Flows sollen der Kompensation der aenderungen des beizulegenden Zeitwerts bzw. der Cash-Flows des Grundgeschaefts dienen.

Unter Grundgeschaeften sind bilanzierte Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, nicht bilanzierte feste Verpflichtungen, hoch wahrscheinliche erwartete Transaktionen sowie Nettoinvestitionen in einem auslaendischen Geschaeftsbetrieb zu verstehen.

Arten der Sicherungsbeziehungen

Nach IFRS 9, Paragraph 6.5.2, sind drei Arten von Sicherungsbeziehungen zu nennen:

  • Fair-Value-Hedge,
  • Cash-Flow-Hedge,
  • Absicherung der Nettoinvestition in einem auslaendischen Geschaeftsbetrieb (siehe IAS 21:  Auswirkungen von aenderungen der Wechselkurse).

Gemaeß IFRS 9, Paragraph 6.4.1, soll eine Sicherungsbeziehung alle unten genannten Kriterien erfuellen, um fuer die Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen eingestuft werden zu können.

  • Die Sicherungsbeziehung umfasst nur zulaessige Sicherungsinstrumente und zulaessige Grundgeschaefte.
  • Zu Beginn der Sicherungsbeziehung liegt eine formelle Designation und Dokumentation dieser Beziehung sowie wurde fuer diese Sicherung die Risikomanagementstrategie und -zielsetzung festgelegt.
  • Die Sicherungsbeziehung erfuellt alle unten genannten Anforderungen an Effektivitaet:
    • zwischen Grundgeschaeft und Sicherungsinstrument besteht ein wirtschaftlicher Zusammenhang, was bedeutet, dass sie sich in Gegenrichtungen aufgrund der aenderung eines Sicherungsrisikos aendern muessen, das gleich ist (wobei keine Methode fuer Ermittlung des Bestehens solch einen wirtschaftlichen Zusammenhangs durch den IFRS 9 vorgesehen ist),
    • die Auswirkung des Kreditrisikos dominiert nicht die Wertaenderungen, die sich aus diesem wirtschaftlichen Zusammenhang ergeben,
    • die Sicherungsquote fuer Sicherheitsbeziehung ist gleich wie die Quote, die aus der Menge des Grundgeschaefts resultiert, das vom Unternehmen tatsaechlich abzusichern ist sowie aus der Menge des Sicherungsinstruments, die das Unternehmen zur Absicherung dieses Grundgeschaefts tatsaechlich anwendet.

Man darf nicht vergessen, dass eine wichtige Rolle bei der Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen die Dokumentation der Sicherungsbeziehung spielt, die Folgendes bestimmen soll:

  • Sicherungsinstrument,
  • Grundgeschaeft,
  • Art des abzusichernden Risikos und
  • Art und Weise, auf welche das Unternehmen beurteilen wird, ob die Sicherungsbeziehung die Anforderungen an Sicherungseffektivitaet erfuellt (darunter die vom Unternehmen durchgefuehrte Analyse von Quellen fuer fehlende Effektivitaet der Sicherung und Beschreibung der Methode fuer Bestimmung der Sicherungsquote).

Gemaeß IFRS 9 muss man in der Dokumentation zugleich bestimmen, was unter einer effektiven Absicherung zu verstehen ist, denn das hat in der Praxis eine unterschiedliche Erfassung der Bewertung eines Grundgeschaefts in den Buechern zur Folge. Vor der Einfuehrung des IFRS 9 sollte man unter einer effektiven Absicherung nach IAS 39 eine Absicherung zu mehr als 80% verstehen. Falls die jeweilige Absicherung als nicht effektiv angesehen wird, dann sind die Grundsaetze von Hedge Accounting nicht anzuwenden und somit sind alle aenderungen des beizulegenden Zeitwerts eines Sicherungsinstruments in einer Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassen.

In Bezug auf Arten von Sicherungsbeziehungen sind folgende Methoden fuer ihre Erfassung im Jahresabschluss zu unterscheiden:

  • fuer Fair-Value-Hedge (aufgrund des MSSF 9, Paragraph 6.5.8) eines Vermögenswertes oder einer Verbindlichkeit gegen Marktpreisaenderungen, denn ihr Preis bzw. Cash-Flows fest sind, sieht die Erfassung wie folgt aus:
  • zu hoch bzw. zu niedrig bewertete Sicherungsinstrumente (Gewinne oder Verluste) sind in der Gewinn- und Verlustrechnung zu erfassen,
  • die Bewertung des Grundgeschaefts (Gewinne oder Verluste), die sich aus dem abzusichernden Risiko ergibt, verursacht die Berichtigung des Bilanzwertes des Grundgeschaefts und seine Erfassung auf der zweiten Seite der Gewinn- und Verlustrechnung.

Die Darstellung der Bewertung haengt davon ab, was tatsaechlich abgesichert wird.

  • fuer Hedge des Cash-Flows (aufgrund des MSSF 9, Paragraph 6.5.11) gegen ihre Variabilitaet aufgrund eines bestimmten Risikos, das einen bilanzierten Vermögenswert oder eine Verbindlichkeit betrifft, denn diese Cash-Flows können z.B. aufgrund des variablen Zinssatzes nicht fest sein, sieht die Erfassung wie folgt aus:
  • ein Teil des Gewinns bzw. Verlusts am Sicherungsinstrument, der als effektiv angesehen wurde, ist direkt im Eigenkapital zu erfassen,
  • ein Teil des Gewinns bzw. Verlusts, der als effektiv nicht angesehen wurde, ist als Gewinn bzw. Verlust zu erfassen.

Falls sich der angeschaffte Vermögenswert bzw. eingegangene Verbindlichkeit auf den Gewinn bzw. Verlust auswirkt, ist zu solch einem Zeitpunkt die Bewertung des Sicherungsinstruments, die im Eigenkapital erfasst wurde, in den Gewinn bzw. Verlust umzuklassifizieren.

  • Die Absicherung der Nettoinvestition ist aehnlich wie Cash-Flow-Hedge zu erfassen, d.h.:
  • der effektive Teil des Sicherungsinstruments ist im Eigenkapital zu erfassen,
  • derjenige Teil, der als nicht effektiv angesehen wurde, ist als Gewinn bzw. Verlust zu erfassen.

Zum Schluss ist darauf aufmerksam zu machen, dass die Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen nicht mehr angewendet wird, falls ihre Voraussetzungen nicht mehr erfuellt werden. Der freiwillige Verzicht auf ihre Anwendung ist nicht möglich, denn dies wuerde aufgrund der zuvor bestimmten Ziele und angewendeten Kriterien mit Einfuehrungsgruenden dieser Bilanzierung kollidieren.

Auswirkung von Hedge Accounting auf Finanzergebnis

Obwohl die Einfuehrung der Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen zeitaufwaendig ist  – insbesondere aufgrund der mit der Fuehrung einer formalen Dokumentation verbundenen Verschaerfungen – und sie zweifelsohne die Finanzkennzahlen eines Unternehmens und somit auch die Bedingungen im Falle von Kreditvertraegen beeinflusst, laesst sie die Schwankungen des Finanzergebnisses vermeiden, wodurch sie eine größere Transparenz der Jahresabschluesse fuer ihre Empfaenger sicherstellt. Die Bilanzierung von Sicherungsbeziehungen ermöglicht auch die Darstellung der Sicherungsbeziehungen gemaeß der Geschaeftsnatur der Abschluesse von denjenigen Geschaeften, die auf Derivate gestuetzt sind.

Sind Sie an der richtigen Erfassung der vorgenannten Finanzinstrumente in dem Jahresabschluss interessiert, dann verfolgen Sie aufmerksam die naechsten Beitraege auf unserem Blog.

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