Wozu brauchen Unternehmen Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden? Entgegen dem Anschein handelt es sich dabei weder um eine knifflige noch um eine rhetorische Frage. Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind ein wichtiges Instrument, das nicht nur von Finanzabteilungen und Wirtschaftsprüfern benötigt wird – sie sind ebenso wichtig für die Geschäftsleitung. Warum? Denn gut ausgearbeitete Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden helfen die Ordnung in den Handelsbüchern aufrechtzuerhalten sowie erleichtern und rationalisieren erheblich die Aufstellung des Jahresabschlusses. Und dies wiederholt sich gerne, Jahr für Jahr.

 

Was sind Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden?

Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind eine Art Anweisung für Personen, die für die Aufstellung von Jahresabschlüssen verantwortlich sind, ein fester Bezugspunkt, der unabhängig von personellen Veränderungen auf dem neuesten Stand ist. Wenn sie gut entwickelt sind, sind Entlassungen oder Rotation im Team nicht „schmerzhaft”, denn es handelt sich um eine „Roadmap”, die klar aufzeigt, wie der Jahresabschluss für ein bestimmtes Unternehmen ordnungsgemäß aufzustellen ist.

Es ist auch erwähnenswert, dass Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden als ein Leitfaden für Mitglieder des Buchhaltungsteams dienen. Ein neuer Mitarbeiter oder ein Interim Buchhalter, der als Ersatz eingestellt wird, muss nicht raten, welche Regeln das Unternehmen anwendet – er findet sie an einem Ort klar beschrieben, was seine Einarbeitungszeit erheblich verkürzt und das Risiko von Fehlern verringert, die sich aus mehrdeutigen Interpretationen ergeben.

Um Nervosität beim Besuch eines Wirtschaftsprüfers im Unternehmen zu vermeiden, lohnt es sich daher, diesem Thema die gebührende Aufmerksamkeit zu schenken.

Was kann bei einem Wirtschaftsprüfer bei der Jahresabschlussprüfung am häufigsten Zweifel hervorrufen?

Häufig können allgemeine Richtlinien für Buchungen (und damit die Freiheit bei der Verwendung von Beschreibungen für Geschäftsvorfälle) dazu führen, dass durch eine unverständliche Beschreibung einer Transaktion ihre Art nicht eindeutig bestimmt werden kann. Dadurch kann sie im System falsch zugeordnet wird, was im Extremfall zu den Fehlern im Jahresabschluss führt.

Wenn gemäß Art. 23 Abs. 2 Nr. 3 des Rechnungslegungsgesetzes die Buchungen korrekt beschrieben würden (d. h. im Text, in verständlicher Weise oder unter Verwendung entwickelter Codes oder Abkürzungen von Geschäftsvorfällen, die bestimmten Arten von Transaktionen zugeordnet sind), wären sowohl die Buchführung als auch die anschließende Prüfung einfacher und das Risiko möglicher Fehler würde minimiert. Natürlich ist in den beiden Fällen sicherzustellen, dass die Beschreibungen verständlich sind und dass die Abkürzungen und Codes in den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden erläutert werden.

Die Organisation dieses Bereichs (zusammen mit der Erstellung von Transaktionsbeschreibungen) ermöglicht die Eingabe von Daten nach einem bestimmten Schlüssel, der für alle Benutzer verständlich ist, was u.a. eine schnellere Erstellung von Finanzberichten für das Unternehmen ermöglicht.

 

Welche weiteren Empfehlungen können zusammen mit dem Prüfungsurteil des Abschlussprüfers gegeben werden?

Unterschiedliche Branchen und Geschäftsmodelle stellen Unternehmen vor unterschiedliche Herausforderungen an die Rechnungslegung – dies kann z. B. die Bewertung von unfertigen Erzeugnissen, die Methoden zur Erfassung von Umsatzerlösen aus langfristigen Verträgen oder die Erfassung von Leasingverhältnissen oder Anlagen im Bau sein. Gut ausgearbeitete Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden enthalten spezifische Lösungen für solche Situationen, die auf die Realitäten des jeweiligen Unternehmens zugeschnitten sind.

Bei den Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sollte es sich nicht nur um eine Wiederholung der Bestimmungen des Rechnungslegungsgesetzes handeln. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, klare und praktische Richtlinien für Personen bereitzustellen, die für die Führung von Handelsbüchern und die Aufstellung von Jahresabschlüssen verantwortlich sind, insbesondere im Hinblick auf die Besonderheiten der Geschäftstätigkeit des jeweiligen Unternehmens. Ordnungsgemäß entwickelte Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden sind eine Roadmap, die es ermöglicht, konsistente Rechnungslegungsentscheidungen in Übereinstimmung mit dem angewandten Ansatz zu treffen. Daher sollten diese Methoden auf ein bestimmtes Unternehmen „zugeschnitten” sein. 

Es ist hierbei erwähnenswert, dass es in der Verantwortung der Geschäftsführung liegt, die anzuwendenden Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden festzulegen. Daher liegt es in ihrem Interesse, dass diese Methoden aktuell und transparent sind und die Wahrung des Grundsatzes der Kontinuität ermöglichen. Präzise und wiederholbare Buchhaltungsdaten sind die Grundlage für zuverlässige Jahresabschlüsse und damit auch die Grundlage für bewusste Geschäftsentscheidungen. Durch die konsequente Anwendung von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden hat die Geschäftsleitung Zugriff auf Informationen, die zuverlässig und über die Zeit vergleichbar sind. Dann wird es nicht nur einfacher sein, ein Unternehmen zu führen, sondern auch Treffen mit einem Wirtschaftsprüfer, der die Prüfung des Jahresabschlusses durchführt, werden sich als effektiver erweisen.