Piotr NOWATKOWSKI
International Department Supervisor bei RSM Poland

Letztens stieß ich im Netz auf einen spannenden Bericht ueber die Wirtschafts-und Handelszusammenarbeit zwischen Polen und Italien. Unter vielen interessanten, in der Veröffentlichung genannten Daten, fesselten meine Aufmerksamkeit insbesondere diese bezueglich der Größe von italienischen Unternehmen, die in Polen investieren.

Nicht nur Großunternehmen

67% Unternehmen mit italienischem Kapital in unserem Land sind laut Bericht die sog. Kleinstunternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern (Stand 2013). ueberrascht? In der Zeit der Globalisierung spricht man doch von internationalen Konzernen, von denen die Weltwirtschaft beherrscht ist und deren Firmenlogos ueberall zu sehen sind, egal in welchem Land man sich gerade aufhaelt. Und plötzlich erweist sich, dass sich aber auch die „Kleinen” fuer ein Investitionsrisiko in einem fremden Land entscheiden und mehr noch – sie sind in der ueberwiegenden Mehrheit. Die vorgenannte Statistik löst jedoch kaum Verwunderung unter den Beratern aus, die in ihrem beruflichen Alltag auslaendische Investoren umfassend betreuen. Gerade Dienstleistungen fuer kleine und mittlere Unternehmen – nicht nur italienische –  sind das taegliche Brot mehrerer Beratungsunternehmen, darunter auch von RSM.

small_business.jpg

Kleiner ≠ schlechter

Natuerlich gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen der Beratung eines großen, internationalen Konzerns und eines kleinen oder mittleren Unternehmens. Grundsaetzlich ist unser Land oft fuer die letztgenannten die erste Erfahrung in der Ausuebung der Geschaeftstaetigkeit im Ausland. Fuer die Zusammenarbeit mit solch einem Investor ist eine größere Geduld des Beraters bei der Erlaeuterung der Systembesonderheiten, komplizierten Buerokratie und Rechtsvorschriften erforderlich. Die Kleinstunternehmen haben auch nicht immer Geld, um eine besonders fuer diese Zwecke eingestellte Person fuer Betreuung der Investition in dem neuen Land zu entsenden. In der Regel ist das „Projekt Polen” eine zusaetzliche Belastung fuer die Mitarbeiter, die sich jeden Tag mit verschiedenen Fragen „im eigenen Hof” beschaeftigen und nicht immer können sie genug Zeit den anderen, „ueber ihrer Norm liegenden” Aufgaben widmen. Sollen also kleine und mittlere Unternehmen ihr Business nicht weiterentwickeln und im Ausland nicht investieren? Doch! Dies erfordert zwar mehr Hingabe und Geduld sowohl von dem Berater, als auch von dem Unternehmen, aber die Investitionsrentabilitaet kann hier echt ueberraschend sein. Waehrend meiner ueber achtjaehrigen Arbeit fuer RSM begleitete ich zahlreiche Projekte, die von den auslaendischen – auch italienischen – Investoren durchgefuehrt wurden, die einen Erfolg in unserem Land erzielten und fuer welche die Investition in Polen den Weg zur Weiterentwicklung  in der gesamten CEE-Region ebnete.

Erfolgsrezept italienischer Unternehmen

Nicht seit gestern ist bekannt, dass kleine und mittlere Unternehmen in Italien ihre starke Position vor allem ihrer hohen Qualitaet Made in Italy verdanken, die von Jahr zu Jahr immer höher geschaetzt wird – auch in Polen.

Das europaeische Programm Small Business Act hatte seinen dynamischen Anfang gerade in Italien. Neben den neuen Rechts- und steuerlichen Vorschriften entschlossen sich die Italiener, das freundliche Umfeld fuer die Unternehmer auch auf der regionalen Ebene zu schaffen, indem sie die Programme zur Förderung der Entwicklung von kleinen und mittleren Unternehmen in Latium, Ligurien, Lombardei, Marken, Toskana und Sizilien in Kraft setzten.

Es erweist sich, dass die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen an dem italienischen Export sogar bei 89,9% liegt. Dem gegenueber betraegt diese Beteiligung in Deutschland nur 67%. Nach Angaben von Eurostat exportieren kleine und mittlere italienische Unternehmen ueber 25% Waren europaweit (auf dem zweiten Platz rangiert Deutschland (14,5%), und auf dem dritten Frankreich (7,8%)). 

Was noch – neben der Aufgeschlossenheit und Investitionslust in Bezug auf fremde Maerkte –  zeichnet italienische Unternehmer aus und entscheidet ueber ihren Geschaeftserfolg? Innovation. Umweltfreundliche Lösungen. Kreativitaet. In den letzten drei Jahren haben sogar 65.481 italienische Unternehmen innovative Lösungen fuer den Produktions- und Vertriebsprozess (zweiter Platz hinter den deutschen Unternehmen) entwickelt. Die Italiener rangieren auch auf dem dritten Platz in Europa in Bezug auf die Umweltleistung von Unternehmen. Und warum Kreativitaet? Sehen Sie sich das italienische Design an.