Piotr NOWATKOWSKI
International Department Supervisor bei RSM Poland

Die Inspiration fuer diesen Eintrag war fuer mich ein Presseartikel, der in einer der größten polnischen Tageszeitungen veröffentlicht wurde. Er thematisierte Folgen der geplanten aenderungen des Gesetzes ueber Erneuerbare Energien (nachstehend EEG genannt), worueber Sie wiederum in unserem Artikel lesen können. Die aenderungen der fuer den Energiehandel relevanten Regelungen traten zum 1. Mai 2015 in Kraft, dagegen diese bezueglich der Fördermechanismen und -instrumente fuer die Erzeugung des Stroms aus erneuerbaren Energien sowie des landwirtschaftlichen Biogases und der Waerme treten am fruehesten zum 1. Januar 2016 in Kraft.

Mit den fuer das naechste Jahr geplanten Reformen werden feste Verguetungssaetze fuer die Netzeinspeisung (sog. Einspeiseverguetung) eingefuehrt. Bei Anlagen bis 3 kW betragen sie 75 Groschen pro 1 kWh und bei Anlagen von 3 bis 10 kW je nach der Energiequelle 45-70 Groschen. Fuer die aus der Sonnenstrahlung gewonnene Energie wurde ein Verguetungssatz von 65 Groschen vorgesehen.

Marktreaktionen auf Gesetzesaenderungen

Es kommt aber oft vor, dass der Markt auf die geplanten gesetzgebenden aenderungen im Voraus reagiert. Bereits im Maerz, d.h. einige Wochen nach der Verabschiedung des Gesetzes durch den Sejm, sprach man laut ueber eine echte Revolution, die dieses Gesetz auf dem polnischen EE-Markt auslöst. Die Experten auf diesem Gebiet sahen die Erhöhung der Anzahl von Mikroanlagen bis 200 Tsd., d.h. einen jaehrlichen Anstieg um ca. 50 Tsd. Anlagen voraus (vergleichsweise wurden 2014 landesweit 535 am Haus gelegene Anlagen an das Netz angeschlossen).

Die Erwartungen der Experten scheinen sich zu bewahrheiten. Die Unternehmen, welche die Sonnenkollektoren installieren, werden von den Auftraegen ueberflutet. Sogar die Riesen aus dem Energiesektor, die man bisher grundsaetzlich mit der Erzeugung der Energie aus konventionellen Quellen assoziiert hat, ergaenzen in Eile ihr Angebot um die Dienstleistungen fuer Entwicklung und Installation von Sonnenkollektoren. Dazu trugen auch eine enorme Hitzewelle in August, die in Polen seit Jahrzehnten nicht erlebt wurde, und die damit zusammenhaengenden Engpaesse in der Stromversorgung bei, wodurch die Produktionsplaene der größten Werke im erheblichen Maße zerstört wurden. Die Einschraenkungen der Stromversorgung stifteten Unruhe, die der Wirtschaft nie gut tut, und verstaerkten die Diskussion, wie wichtig die Diversifikation der Energiequellen in dem Land ist, wo 90% Energie aus der Kohleverbrennung gewonnen wird.

Sonnengeschaeft

Wo die einen Probleme sehen, dort erblicken die anderen reale Geschaeftsmöglichkeiten. Die geplante Einfuehrung der festen Verguetungssaetze fuer den ueberschuss der durch die am Haus gelegenen Anlagen erzeugten Energie rief ein enormes öffentliches Interesse an der Möglichkeit der Montage von Sonnenkollektoren hervor – nach Umfrage von TNS Polska im Auftrag von RWE[1], können sogar 21% Polen zu Nutzern der Mikroanlagen werden. Da die billigsten Mikroanlagen ungefaehr einige Tausend Zloty kosten, schaetzt man den Wert dieses Marktes auf ca. 3-4 Milliarden Zloty. Kein Wunder, dass auch die größten Spieler, die bisher mit EE nicht assoziiert wurden, ein Stueck von diesem Kuchen abzuschneiden möchten.

Hat die Installation von Sonnenkollektoren in Polen ueberhaupt einen Sinn?

Viele Personen vertreten den Standpunkt, dass die Entwicklung der erneuerbaren Energien in Polen und insbesondere der Energie aus Sonnenstrahlung aufgrund der Wetterbedingungen in unserem Land erschwert ist. Kurz gesagt – gibt es in Polen so viel Sonne, dass die Installation von Sonnenkollektoren einen Sinn hat? Natuerlich schneiden wir in Bezug auf die Sonneneinstrahlung viel schlechter als die Laender des europaeischen Suedens ab. Die durchschnittliche Sonneneinstrahlung Polens liegt aber bei ca. 1000 kW pro 1 Quadratmeter und somit weicht sie nicht viel von der in Deutschland ab, wo nach Angaben des deutschen Fraunhofer-Instituts[2] nur zum 12. August 20 GW Solarstrom erzeugt wurde.

Erneuerbare Energien sollen sich also in den naechsten Jahren unter den Wirtschaftszweigen Polens höchst dynamisch entwickeln – auch deswegen, dass dieser Markt bei uns im Vergleich zu anderen EU-Laendern noch in den Kinderschuhen steckt. Deswegen sind in Polen die Wachstumsmöglichkeiten in diesem Bereich im Verhaeltnis zu den ziemlich gesaettigten westeuropaeischen Maerkten viel größer.

 

[1] Die Omnibusumfrage wurde durch TNS OBOP auf dem ganzen Gebiet Polens im ersten Vierteljahr 2014 auf der repraesentativen Stichprobe mit 1000 Polen im Alter von mehr als 15 Jahren durchgefuehrt.