Ewelina ZAWIERUCHA
Accounting Manager bei RSM Poland

In den letzten Monaten hatte ich die Gelegenheit, an dem Bewerbungsprozess in unserem Unternehmen mitzuwirken und mit den Bewerbern und Bewerberinnen zu sprechen, die möglichst viel von der Arbeit an einem so spezifischen Ort wie Buchhaltungsbuero erfahren wollten. Dieser Beitrag entstand zur Befriedigung dieser Erwartungen sowie fuer alle, die ihre berufliche Karriere im Bereich Buchhaltung beginnen oder fortsetzen möchten.

Wer sind wir?

Zuerst möchte ich kurz beschreiben, wie die Buchhaltungsabteilung von RSM Poland funktioniert. Die Buchhaltungsabteilung in einem Buchhaltungsbuero kann von wenigen oder mehreren Personen bestehen. Bei RSM Poland ist das eine der größeren Abteilungen. Sie ist gegliedert in Teams, die man ruhig als klein bezeichnen kann, denn sie bestehen in der Regel aus 2-7 Personen.

Womit beschaeftigen wir uns?

Unser beruflicher Alltag beruht grundsaetzlich auf der buchhalterischen und steuerlichen Betreuung der Mandanten, die eine Zusammenarbeit mit uns aufgenommen haben. Die Anzahl der durch das jeweilige Team zu betreuenden Mandanten kann variieren – es kann entweder ein großer Mandant oder ein paar kleinere Mandanten sein. Die Mandanten ueben verschiedene Arten der Geschaeftstaetigkeit aus, aber meistens sind es Dienstleistungen und Warenverkehr. In der Regel sind es die Unternehmen mit auslaendischer Beteiligung und vollstaendiger Buchfuehrung. Uns sind auch nicht fremd der alltaegliche Kampf mit solchen Steuern wie Körperschaftssteuer und Umsatzsteuer, Erfassung in den Buechern der Transaktionen, die sich auf das Gewerbe unserer Mandanten beziehen sowie Arbeiten in Zusammenhang mit Jahresende und Aufstellung von Jahresabschluessen.

STEUERBERATUNG
Sind Sie mit den finanziellen und steuerrechtlichen Fragestellungen nicht vertraut und mit den unverstaendlichen Unterlagen ueberfordert?
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Eigne ich mich fuer diese Arbeit?

Mein Lieblingssketch ueber die Arbeit in der Buchhaltung ist der Monty Python-Sketch, wo ein Mann seinen Job wechseln will und unbedingt ein Löwenbaendiger werden möchte. Aufgrund aller ihm gestellten Fragen, die seine Charaktereigenschaften pruefen sollen, erweist sich, dass er ein Buchhalter werden soll, der er bereits ist (man kann diesen Sketch ziemlich einfach unter dem Stichwort langweiliger Buchhalter finden).

Man kann darueber lachen, muss jedoch zugeben, dass mit dem Beruf des Buchhalters immer noch starke Vorurteile gegenueber den ihn ausuebenden Personen zusammenhaengen. Die meistens genannten Assoziationen und Konnotationen heißen: langweilig, ohne Einbildungskraft, wenig flexibel, konzentriert auf wiederholbare Handlungen, sehr oft wahrgenommen als jemand, der keinen Gewinn generiert und fuer ein Unternehmen nur eine Belastung ist. Ich schweige von den aeußeren Eigenschaften wie Brille an einer Schnur und Dauerwelle, durch welche sich die uebliche Vertreterin meines Berufs kennzeichnen soll (denn – wie man weiß – ist ein Buchhalter meistens eine Frau).

Denjenigen, die so denken, soll man ausdruecklich sagen, dass sich im Laufe der Jahre der Beruf des Buchhalters selbst sowie die Art und Weise dessen Ausuebung deutlich geaendert haben. In einem Buchhaltungsbuero muss sich ein Buchhalter mit einer Arbeit mit mehreren Personen messen, die in verschiedenen Rollen auftreten (als Mandanten, Mitarbeiter, Beamten usw.). Davon, ob er sich mit ihnen verstaendigen kann, haengt oft ab, ob er einen Erfolg oder ganz im Gegenteil  – einen Misserfolg – erreicht. In diesem Job muss man eigene Argumente vorbringen können. Er erfordert auch Konsequenz und einigermaßen Entschlossenheit, die oft mit einer unflexiblen Vorgehensweise verwechselt wird. Dies haengt mit dem staendigen Balancieren zwischen den Pflichten gegenueber dem Arbeitgeber und gegenueber den Mandanten zusammen. Mehrfach bedeutet das die Teilnahme an Verhandlungen zwischen den Parteien und Bringen zum Ausgleich ihrer widerstreitenden Interessen.

Es ist auch zu beachten, dass wir jetzt meistens anders als vor ungefaehr zehn Jahren arbeiten, d.h. wir haben Zugriff auf moderne Technologien und IT-Lösungen, wir implementieren die Verbesserungen und Vereinfachungen, die unsere Arbeit beschleunigen und dadurch allmaehlich die Anzahl der wiederholbaren Handlungen verringern. Deswegen ist es den Anfaengern in diesem Beruf schwer zu verstehen, wo sein Kern liegt, denn am Anfang konzentrieren sie sich nicht selten nur auf einen Bereich der Buchfuehrung – z.B. Buchung der Forderungen. Dann können sie tatsaechlich den Eindruck haben, dass dieser Beruf nicht interessant ist. Man muss jedoch zugeben, dass die Arbeit in der Buchhaltung auch wiederholbare Handlungen umfasst, die einfach durchgefuehrt werden muessen. Mit der Erfahrung nehmen sie uns jedoch nicht die meiste Arbeitszeit. Bestimmt ist dieser Beruf nicht langweilig, insbesondere in einem Buchhaltungsbuero, wo die Anzahl der neuen steuerlichen und buchhalterischen Themen ziemlich hoch ist.

Eine Binsenwahrheit ist auch, dass man in diesem Beruf staendig lernen und sich weiterbilden muss. Dies ist auf sich schnell aendernde steuerliche Vorschriften zurueckzufuehren, die unsere berufliche Realitaet in einem großen Maße erschaffen. Man muss seine Faehigkeiten und Fertigkeiten auf den neuesten Stand bringen, um den wachsenden Erwartungen der Umgebung (sei es Mandanten, Finanzbehörden, Vorgesetzte usw.) gerecht werden zu können. Nicht nur ist es das steuerbezogene Wissen, sondern auch das Wissen in Bezug auf Bedienung der FiBu-Software, IT-Lösungen fuer Gestaltung des Dokumentenumlaufs und Bedienung der Instrumente zur Berichterstattung fuer Geschaeftsfuehrungszwecke. Ein Buchhalter kann und soll also derjenige sein, der gerne lernt und sich weiterentwickelt.

Die Charaktereigenschaften eines guten Buchhalters nach allgemeinen Vorstellungen bleiben seit Jahren unveraendert. Wichtig sind Gewissenhaftigkeit, Geduld, systematische Vorgehensweise und Verantwortung. Als Buchhalter soll diejenige Person arbeiten, die Ruhe und Ordnung macht. Diejenigen, die diese Eigenschaften nennen, sehen vielleicht nicht, dass die Arbeit des Buchhalters einige Veraenderlichkeit vorsieht und keine Arbeit in der Abgeschiedenheit und einer totalen Isolation bedeutet. Nicht selten vergisst man auch, dass ein guter Buchhalter analytisch denken soll und die – nicht einmal restlichen –  Informationen aus verschiedenen Quellen miteinander verknuepfen kann. Dieser Job ist immer mehr einer weit verstandenen Beratung aehnlich und bedeutet nicht mehr nur eine bloße Verarbeitung der bereitgestellten Beweise. Immer mehr haengt von unserer Reaktionsgeschwindigkeit, deswegen ist eine gute Arbeitsorganisation besonders wichtig, um mit einer immer höheren Anzahl der Pflichten zurechtkommen zu können. Funktion eines Beraters bedeutet jedoch eine zusaetzliche Belastung und zweifelsohne erfordert eine große Handlungsflexibilitaet.

Der Beruf eines Buchhalters heißt also nicht nur die Faehigkeiten und Fertigkeiten, die im Bildungsgang, waehrend der Schulungen etc. gewonnen wurden, sondern auch ein Arbeitsansatz, der in dem Arbeitsethos zum Ausdruck kommt. Und gerade mit dieser Botschaft möchte ich alle Leser dieses Beitrags lassen.

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* Eine Entlehnung von J.K. Rowling