In diesem Beitrag erfahren Sie:

  • wie man den Wert einer Leasingverbindlichkeit ermittelt;
  • wie man eine Leasingsonderzahlung buchen soll, die beim Abschluss eines Leasingvertrags geleistet wird;
  • wo die Informationen zum Leasingzins zu gewinnen sind.

 

 

Klaudia GREC
Junior Audit Manager bei RSM Poland

 

In unseren Beitraegen Leasingverhaeltnissen haben wir bereits ueber die Handelsrechtliche Klassifizierung von Leasingverhaeltnissen und Ermittlung der wirtschaftlichen Nutzungsdauer des Leasinggegenstands geschrieben sowie und anhand einiger Beispiele veranschaulicht, wie die Regelungen in diesem Bereich auszulegen sind, damit unsere Ermittlungen so sinnvoll wie möglich sind. In diesem Beitrag werden wir uns mit der Frage der Abzinsung von Cashflows im Zusammenhang mit einem Leasingvertrag und Beziehung dieser Cashflows zum Marktwert des Leasinggegenstands befassen.

Der zukuenftige Wert des Leasingverhaeltnisses – was sagen die Bestimmungen des Bilanzrechts dazu?

Die Bestimmungen des Bilanzrechts im Bereich Leasing sehen Folgendes vor:

uebersteigt die abgezinste Summe der zum Zeitpunkt des Vertragsbeginns ermittelten und waehrend der Vertragslaufzeit faelligen Leasingzahlungen 90 % des Marktwertes des Leasinggegenstandes zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, handelt es sich bilanziell um Finanzierungsleasing.

Nur ein Satz des Rechnungslegungsstandards, und es kann viele Fragen aufwerfen:

  • Sollte die Summe von Leasingzahlungen die Sonderzahlung und Restwertzahlung enthalten?
  • Sollten wir zusaetzliche Leistungen (z. B. Flottenmanagement) und Servicegebuehren einbeziehen?
  • Wie kann der Abzinsungssatz waehrend des rasenden Wertverfalls des Geldes im Laufe der Zeit bestimmt werden?

Die Summe der Leasingzahlungen ist der Wert der gesamten Verbindlichkeit aus dem Leasingvertrag, die wir waehrend der Vertragslaufzeit zahlen muessen.

Der Wert der Leasingverbindlichkeit setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen

Einer der Bestandteile sind monatliche Leasingraten. Der Wert der monatlichen Leasingzahlung ergibt sich direkt aus dem Zeitplan des Vertrags und ist grundsaetzlich der wichtigste Bestandteil der im Bilanzrecht erwaehnten „Summe der Leasingzahlungen”, die wir hier zu definieren versuchen.

Sonderzahlungen und Restwertzahlungen können etwas mehr Probleme bereiten. Waehrend der Nationale Rechnungslegungsstandard 5 (poln. KSR 5) „Leasing-, Miet- und Pachtverhaeltnisse” unter Ziffer 4.2.4 wörtlich darauf hinweist, dass die Restwertzahlung Teil der Summe von Leasingzahlungen ist, die abzuzinsen ist, erhalten wir im Falle der Sonderzahlung keine ebenso klaren Informationen dazu. Dies weckt Zweifel.

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Was ist eine Sonderzahlung und wie soll sie von dem Leasingnehmer gebucht werden?

Grundsaetzlich wird die Sonderzahlung zu Vertragsbeginn geleistet. Der theoretische Ansatz zur Rechnungslegung zwingt uns dazu, diese Zahlung zunaechst in den Handelsbuechern zu erfassen und dann abzurechnen. In der Praxis setzen Unternehmer jedoch auf eine gewisse Vereinfachung und buchen den Wert des Leasinggegenstandes und der finanziellen Verbindlichkeit ohne Beruecksichtigung der Sonderzahlung.

Was sagt KSR 5 ueber Sonderzahlung?

Um die Antwort darauf zu finden, muessen wir die fuer diesen Standard angenommenen Definitionen zu lesen. Aus Ziff. 3.17. geht hervor, dass die gesamten Leasingzahlungen Zahlungen waehrend der Leasingdauer sind, die der Leasingnehmer zahlen muss oder dazu verpflichtet sein kann.

Die Summe der Zahlungen selbst sollte im Falle des Leasingnehmers auch die Restwertzahlung umfassen. Die Erwaehnung der Sonderzahlungen werden wir in KSR 5 vergeblich suchen, was – in Verbindung mit der Geschaeftspraxis und der oben genannten Vereinfachung in den Buechern und Aufzeichnungen – uns feststellen laesst, dass die Sonderzahlung kein Bestandteil der Summe von Zahlungen ist, die abgezinst werden sollten.

Wartungskosten, Reifenwechsel, Flottenmanagement... Sind zusaetzliche Zahlungen abzuzinsen?

Sonderzahlungen und Restwertzahlungen sind jedoch nicht alles – beim Leasing fallen mehr Kosten an. Was sollte man damit tun? Es mag den Anschein sein, dass die Regelungen keinen Raum fuer freie Auslegung lassen – schließlich sehen die Bestimmungen des KSR 5 Folgendes vor:

Summe der bedingten Zahlungen (d. h. solcher, deren Wert nicht fest ist und von kuenftigen Faktoren abhaengt – Anm. des Autors) umfasst keine Leasingzahlungen oder Zahlungen an den Leasinggeber fuer Nebenleistungen sowie keine Steuern und Versicherungsbeitraege fuer diesen Gegenstand, wenn der Nutzer diese unabhaengig von den Nutzungsentgelten deckt.

Wir haben es hier also mit einem Dilemma zu tun. Wie kann die Unabhaengigkeit von zusaetzlichen Zahlungen von Zahlungen im Zusammenhang mit der Nutzung des Leasingegenstands ermittelt werden? Dies ist nicht immer intuitiv, insbesondere wenn die vom Leasinggeber erhaltene Rechnung einen Posten enthaelt, der alle Zahlungen umfasst, und die Bedingungen des abgeschlossenen Leasingvertrags nicht direkt auf die Untrennbarkeit von Leistungen hinweisen.

Das zweite Problem bei zusaetzlichen Zahlungen ist die Frage nach den möglichen Vorteilen fuer den Leasingnehmer. Profitiert der Leasingnehmer von Leistungen, die mit der Nutzung des Leasinggegenstandes einhergehen, ist der Wert der Zahlungen fuer diese Leistungen in die Summe der Leasingzahlungen einzubeziehen, die wir abzinsen.

Die Bestimmung dieser Vorteile ist eine sehr subjektive Frage und der Standard schreibt in keiner Weise vor, welche Kriterien der Steuerpflichtige dabei anwenden sollte. Die Erfahrung der Wirtschaftspruefer von RSM Poland in diesem  Bereich ist jedoch so reichhaltig, dass wir mit voller ueberzeugung sagen können, wie dieser Teil der Vorschriften auszulegen ist. Wir werden dies an einem Beispiel verdeutlichen.

Annahmen:

  • Leasingvertrag fuer Planenauflieger fuer einen Zeitraum von 48 Monaten.
  • Zusaetzliche Leistung: Reifenwechsel alle 3.000 km mit einem Limit von bis zu 16 Reifen waehrend der gesamten Vertragslaufzeit.

Wann bringt der Reifenwechsel im Rahmen eines Leasingvertrags Vorteile? Wenn der Leasingnehmer den Reifenwechsel nicht selbst organisiert und keine zusaetzlichen Kosten im Zusammenhang mit dem Kauf von Reifen traegt. Materielle Vorteile sind intuitiver, aber immaterielle – z.B. Zeitersparnis – sollten ebenfalls beruecksichtigt werden.

Abzinsung der Summe von Leasingzahlungen in Zeiten der Inflation

Die Abzinsung dient dazu, den aktuellen Wert im Rahmen des Vertrags unter Beruecksichtigung des Wertverlusts des Geldes im Laufe der Zeit darzustellen. Der so ermittelte Wert ist Ausgangspunkt fuer die Beurteilung, ob die Schwelle von 90 % des Wertes des Leasinggegenstandes ueberschritten wird (und damit fuer die Beurteilung, ob der Leasingvertrag bilanziell als Finanzierungsleasing klassifiziert wird).

Gleichzeitig bringt die Abzinsung in unsere Analyse die größten Probleme der letzten Monate, naemlich die rasende Inflation und den Wertverlust des Geldes im Laufe der Zeit sowie die steigenden Zinssaetze als Reaktion darauf, die sich auf die Fremdkapitalkosten auswirken.

Die Regelungen sehen vor, dass zur Abzinsung der Summe von Leasingzahlungen der Leasingzins zum  Zeitpunkt des Vertragsabschlusses verwendet werden sollte. Die Bestimmungen von CRS 5 empfehlen in erster Linie, bei der Abzinsung die im Vertrag festgelegten Indikatoren zu verwenden. Einige Leasinggeber geben den Leasingzins direkt in den Vertragsbedingungen an, dies ist jedoch nicht die Regel.

Was ist, wenn der Leasingvertrag keine Informationen ueber den Zinssatz enthaelt?

In den Hinweisen zu Ziff. 4.2.4. des Standards sieht der Gesetzgeber alternativ den Zinssatz des Nutzers zum Zeitpunkt des Abschlusses des Leasingertrages vor. Er ist als der Zinssatz zu verstehen, den der Leasingnehmer bei einem aehnlichen Leasingvertrag zahlen muesste. Bei der Finanzierung mit Leasing in einem größeren Umfang lohnt es sich, sich auf die Bedingungen eines zuvor abgeschlossenen Vertrages ueber einen gleichartigen Leasinggegenstand zu stuetzen. Wenn wir eine solche Möglichkeit jedoch nicht haben (oder die so erhaltenen Daten nicht vergleichbar sind), besteht die endgueltige Lösung darin, die Abzinsung auf den Zinssatz einer anderen Finanzierungsquelle (z.B. Kredit oder Darlehen mit aehnlicher Sicherheit) zu stuetzen, die der Leasingnehmer fuer einen aehnlichen Zweck und Zeitraum erhalten könnte.

Die Abzinsung im Rahmen des Leasingverhaeltnisses erfordert eine solide Vorbereitung, muss aber nicht schwierig sein

Hoffentlich haben wir wieder einmal bewiesen, dass die Einstufung von Leasingverhaeltnissen nicht so kompliziert ist, wie es die polnischen Vorschriften mit ihrer komplizierten Sprache andeuten.

Jeder Vertrag muss jedoch in einer breiteren Perspektive betrachtet werden. Ein sicheres Vorgehen erfordert die Entwicklung von Verhaltensschemata fuer einzelne Vertraege – und naemlich solche, die in Zukunft ohne größere Probleme wiederholt werden können. Bei Zweifeln bezueglich der Klassifizierung von Vertraegen kontaktieren Sie uns bitte und verfolgen Sie unseren Blog – schließlich gibt es noch viele interessante Pruefungsfragen.

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